Des Christkinds Albtraum
DER STANDARD, 20. Dezember 2013
Keine Lust auf die Stille Nacht?
Das Wiener Fluc bietet am Freitag Hells-statt Jingle-Bells.
Live stampfen Go! Go! Gorillo mit dem Huf
Wien – Es wird Zeit, die Weihnacht aus den Strickfäustlingen omnipräsenter Punschtrinker zu reißen. Diese Sonntagsfahrer unter den Alkoholikern sollen ihr Laune machendes Anbahnungswasser natürlich weiterschlürfen dürfen, aber zu dem ganzen süßlichen Jingle Gebell reiht sich heute, Freitag, höllisches Geläut aus dem Fluc.
Den Weg dorthin erhellt dann auch nicht der Stern von Bethlehem, es ist der etwas weniger reizvolle Praterstern, in dessen Schatten die Veranstaltung It’s a Boneshakers Christmas ausgetragen wird.
Nun hat zwar selbst Elvis Presley als König des Rock’n’Roll schröckliche Weihnachtslieder im Honigtopf ertränkt, doch die Gefahr übertriebener Süßlichkeit besteht im Fluc eher nicht. Dafür sorgen die Veranstalter hinter den Plattentellern sowie die auftretende Band auf der Bühne.
Die sich vertrauenwürdig hinter Pseudonymen tarnenden DJs King Camp, Mrs Lovett und Johnny Velvet prophezeien Wildstyle aus den rumpelnden Fifties und Sixties. Also Musik, die damals von gottesfürchtigen weißen Erziehungsberechtigten dem Teufel selbst zugeschrieben wurde. Wenn Sie sich bekreuzigen möchten, jetzt wäre der Zeitpunkt günstig.
Auf der Bühne stampft als Höhepunkt dieser Heimsuchung die sich in schwarzem Tuche am wohlsten fühlende Band Go! Go! Gorillo mit dem Huf.
Die vier Wiener Gorillos haben ihre Seelen dem dreckigen Rock’n’Roll der pädagogisch wertfreien Sorte geopfert und ergehen sich solcherart freigespielt in Liedern wie Wet Nightmare oder Boys like Booze. Kritisch könnte man anmerken, dass Lieder jenseits der zweieinhalb-Minuten-Marke immer etwas zu ehrgeizig klingen, aber gut.
Milde gestimmt gibt die Band mitunter Presleys Heartbreak Hotel, in Faustkampflaune jault hingegen die Surfgitarre, und es wird verdeutlicht, warum der Drummer King Kong gerufen wird. Ein Abend für die ganze Familie.
(Karl Fluch, DER STANDARD, 20.12.2013)Newspaper article in german:
Des Christkinds Albtraum
DER STANDARD, 20. Dezember 2013
Keine Lust auf die Stille Nacht?
Das Wiener Fluc bietet am Freitag Hells-statt Jingle-Bells.
Live stampfen Go! Go! Gorillo mit dem Huf
Wien – Es wird Zeit, die Weihnacht aus den Strickfäustlingen omnipräsenter Punschtrinker zu reißen. Diese Sonntagsfahrer unter den Alkoholikern sollen ihr Laune machendes Anbahnungswasser natürlich weiterschlürfen dürfen, aber zu dem ganzen süßlichen Jingle Gebell reiht sich heute, Freitag, höllisches Geläut aus dem Fluc.
Den Weg dorthin erhellt dann auch nicht der Stern von Bethlehem, es ist der etwas weniger reizvolle Praterstern, in dessen Schatten die Veranstaltung It’s a Boneshakers Christmas ausgetragen wird.
Nun hat zwar selbst Elvis Presley als König des Rock’n’Roll schröckliche Weihnachtslieder im Honigtopf ertränkt, doch die Gefahr übertriebener Süßlichkeit besteht im Fluc eher nicht. Dafür sorgen die Veranstalter hinter den Plattentellern sowie die auftretende Band auf der Bühne.
Die sich vertrauenwürdig hinter Pseudonymen tarnenden DJs King Camp, Mrs Lovett und Johnny Velvet prophezeien Wildstyle aus den rumpelnden Fifties und Sixties. Also Musik, die damals von gottesfürchtigen weißen Erziehungsberechtigten dem Teufel selbst zugeschrieben wurde. Wenn Sie sich bekreuzigen möchten, jetzt wäre der Zeitpunkt günstig.
Auf der Bühne stampft als Höhepunkt dieser Heimsuchung die sich in schwarzem Tuche am wohlsten fühlende Band Go! Go! Gorillo mit dem Huf.
Die vier Wiener Gorillos haben ihre Seelen dem dreckigen Rock’n’Roll der pädagogisch wertfreien Sorte geopfert und ergehen sich solcherart freigespielt in Liedern wie Wet Nightmare oder Boys like Booze. Kritisch könnte man anmerken, dass Lieder jenseits der zweieinhalb-Minuten-Marke immer etwas zu ehrgeizig klingen, aber gut.
Milde gestimmt gibt die Band mitunter Presleys Heartbreak Hotel, in Faustkampflaune jault hingegen die Surfgitarre, und es wird verdeutlicht, warum der Drummer King Kong gerufen wird. Ein Abend für die ganze Familie.
(Karl Fluch, DER STANDARD, 20.12.2013)